Warum das falsche Tool deinen Workflow zerstören kann
- Noëmi Thum
- 5. Juli
- 4 Min. Lesezeit
«Unsere Mitarbeiter:innen nutzen das CRM einfach nicht richtig», sagte der Geschäftsführer am Telefon. Seine Frustration war deutlich hörbar.
Das Problem: Doppelte Kundenkontakte. Verlorene Leads. Excel-Listen, die parallel zum teuren CRM-System geführt wurden. Und ein Vertriebsteam, das immer unzufriedener wurde.
Sein erstes Fazit: «Vermutlich müssen wir die Leute besser schulen.»
Doch nach einem genaueren Blick auf die Situation wurde klar: Das Problem waren nicht die Mitarbeiter:innen. Es war das Tool.
Das CRM war so komplex aufgebaut, dass selbst einfache Aufgaben zu einem Hindernisparcours wurden. Anstatt den Workflow zu unterstützen, sabotierte es ihn täglich.
Wenn dir das bekannt vorkommt, ist dieser Artikel für dich.
Die Warnsignale: Woran du erkennst, dass dein Tool das Problem ist
Du investierst in ein neues System. Die Versprechen sind gross: Mehr Effizienz, bessere Übersicht, strukturiertere Abläufe. Doch nach ein paar Monaten merkst du: Irgendetwas stimmt nicht.
Die Realität sieht so aus:
Deine Mitarbeiter:innen bauen Workarounds. Sie sagen: «Das machen wir schnell in Excel, das geht einfacher.» Oder sie führen parallele Listen, weil das Tool nicht das macht, was sie brauchen. Wenn sie das Unternehmen verlassen, sind die Listen weg.
Informationen verschwinden im Nirwana. Kundendaten sind da, aber nicht auffindbar. Der Projektstatus ist unklar. Wer hat wann was gemacht? Keine Ahnung.
Einfache Auswertungen werden zu Projekten. Du willst wissen, wie viele Leads diesen Monat eingegangen sind? Das dauert jetzt zwei Stunden. Früher warst du in fünf Minuten fertig.
Das Team meidet das Tool, wo es nur geht. Meetings werden kürzer gehalten, damit niemand live im System arbeiten muss. Die Datenpflege wird aufgeschoben oder findet erst gar nicht statt.
Du hast keine klare Sicht auf deine Daten. Entscheidungen triffst du wieder nach Bauchgefühl. Dabei wolltest du doch endlich datenbasiert arbeiten.
Konkret sieht das so aus: Deine Vertriebsleiterin kann keine Pipeline-Analyse machen, weil die Daten nicht exportierbar sind. Dein Projektmanager führt wieder Excel-Listen, weil das Projektmanagement-Tool zu umständlich ist. Deine Kundendaten sind über drei verschiedene Systeme verstreut.
Und das Schlimmste: Du fragst dich, ob das Problem bei dir liegt.

Wenn das CRM zum Datengrab wird
Ich erinnere mich an ein Unternehmen, das ein hochkomplexes CRM-System eingeführt hatte. Die Erwartungen waren hoch: Endlich sollte alles strukturiert, effizient und transparent werden.
Die Realität war ernüchternd.
Das Vertriebsteam konnte keine Funnelexporte machen. Einfache Auswertungen, die früher in wenigen Klicks erledigt waren, wurden zu mehrstündigen Projekten. Schlimmer noch: Wenn jemand eine Marktpotenzialanalyse durchführen wollte, musste er oder sie das bei der IT-Abteilung anfragen.
Kein direkter Zugriff auf die eigenen Daten. Keine Möglichkeit, verschiedene Szenarien durchzuspielen. Keine spontanen Analysen. Wie soll man da denn Markt bearbeiten ...?
Das System, das eigentlich für mehr Effizienz sorgen sollte, wurde zum Flaschenhals.
Die Folgen waren dramatisch: Das Team verbrachte mehr Zeit mit dem Kampf gegen das System als mit der Kundenbetreuung. Wichtige Geschäftsentscheidungen wurden verzögert, weil die Datengrundlage fehlte. Die Motivation sank.
«Wir haben ein Tool, das angeblich alles kann», sagte eine Mitarbeiterin. «Aber wir können damit nichts machen.»
Das ist das Paradox vieler Tool-Einführungen: Je komplexer das System, desto weniger nutzen es die Menschen. Und je weniger es genutzt wird, desto schlechter werden die Daten. Ein Teufelskreis.
Die Lektion: Komplexität ist nicht gleich Qualität. Ein Tool, das alles kann, aber nichts davon einfach macht, ist wertlos.
Die versteckten Kosten des falschen Tools
Die offensichtlichen Kosten siehst du auf der Rechnung: Lizenzgebühren, Implementierung, Schulungen. Aber die wirklichen Kosten sind unsichtbar.
Zeitverlust durch Workarounds. Deine Mitarbeiter:innen verbringen täglich 30 Minuten extra mit Aufgaben, die früher in fünf Minuten erledigt waren. Bei 20 Mitarbeitenden sind das 10 Stunden pro Tag. Pro Monat über 200 Stunden verschwendete Arbeitszeit.
Verlorene Geschäftschancen. Leads, die nicht verfolgt werden, weil sie im System untergehen. Kunden, die abspringen, weil wichtige Informationen nicht auffindbar sind. Projektchancen, die verpasst werden, weil die Datengrundlage für Entscheidungen fehlt.
Demotivation im Team. Nichts frustriert mehr als Tools, die den Arbeitsalltag komplizierter machen. Gute Mitarbeiter:innen verlassen das Unternehmen, weil sie sich nicht mehr produktiv fühlen.
Fehleranfälligkeit durch parallele Systeme. Wenn das offizielle Tool nicht funktioniert, entstehen Schatten-Systeme. Excel-Listen, E-Mail-Verteiler, persönliche Notizen. Informationen werden inkonsistent, Fehler schleichen sich ein.
Fehlende strategische Entscheidungsgrundlage. Du triffst wieder Entscheidungen aus dem Bauch heraus. Dabei wolltest du doch endlich datenbasiert arbeiten.
Aber die emotionalen Kosten sind oft noch schwerwiegender:
Du hast das Gefühl, gegen dein eigenes Unternehmen zu arbeiten. Jeden Tag aufs Neue kämpfst du mit Systemen, die dich ausbremsen statt voranbringen. Das Vertrauen in digitale Lösungen schwindet. Die nächste Tool-Einführung wird mit Skepsis betrachtet.
Das muss nicht sein.
Der Weg zur richtigen Lösung
Die gute Nachricht: Es gibt einen Weg aus dieser Falle. Aber er beginnt nicht mit der Suche nach dem perfekten Tool. Er beginnt mit dem Verstehen deiner Arbeitsweise.
Erst die Prozesse verstehen, dann das Tool auswählen. Die meisten Unternehmen machen es umgekehrt. Sie kaufen ein Tool und passen ihre Prozesse daran an. Das funktioniert selten. Erfolgreiche Tool-Einführungen beginnen mit der Frage: Wie arbeiten wir wirklich?
Mitarbeiter:innen von Anfang an einbeziehen. Die Menschen, die das Tool täglich nutzen, wissen am besten, was funktioniert und was nicht. Ihre Erfahrungen sind Gold wert. Ignoriere sie nicht.
Einfachheit vor Funktionsvielfalt. Ein Tool, das zehn Dinge perfekt macht, ist besser als eines, das hundert Dinge mittelmässig macht. Konzentriere dich auf die Kernfunktionen, die dein Team wirklich braucht.
Testen vor der finalen Entscheidung. Lass deine Mitarbeiter das Tool im echten Arbeitsalltag testen. Nicht in einer Präsentation, nicht in einem Workshop, sondern bei der täglichen Arbeit. Erst dann weisst du, ob es wirklich passt.
So gehst du konkret vor:
Analysiere deine aktuelle Arbeitsweise. Welche Schritte macht dein Team wirklich? Wo entstehen Reibungen? Was läuft gut und sollte beibehalten werden?
Definiere echte Anforderungen. Nicht Wunschlisten, sondern Dinge, die dein Team täglich braucht. Weniger ist mehr.
Lass das Tool von denen testen, die es nutzen werden. Nicht du als Geschäftsführer:in, sondern deine Mitarbeiter:innen. Sie sind die Expert:innen für ihren Arbeitsalltag.
Plane Schulung und Einführung strukturiert. Das beste Tool bringt nichts, wenn es niemand richtig nutzen kann. Investiere in die Einführung genauso viel Zeit wie in die Auswahl.

Der nächste Schritt
Wenn du erkennst, dass dein Tool mehr Problem als Lösung ist, bist du nicht allein. Viele Unternehmen stehen vor derselben Herausforderung.
Die Lösung liegt nicht in einem neuen Tool. Sie liegt im Verstehen deiner Abläufe, Zuständigkeiten und Entscheidungswege.
Genau dabei hilft dir der Struktur-Check: In 90 Minuten analysieren wir gemeinsam deine Knackpunkte und entwickeln konkrete Empfehlungen für die nächsten Schritte.
Weil das richtige Tool nur dann funktioniert, wenn die Struktur dahinter stimmt.
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